Firewatch
Auch kleine Entwicklerstudios sind in der Lage großartige Spiele zu produzieren – Firewatch ist eines dieser Spiele. Entwickler Campo Santo hat es mit gerade einmal 10 Mitarbeitern geschafft, ein wundervoll erzähltes, optisch stimmungsvolles und sensationell vertontes Spielerlebnis zu erschaffen. Aber was ist Firewatch überhaupt für ein Spiel? Wir schlüpfen in die Stiefel von Henry der nach einer schweren Krankheit seiner Frau Abstand vom Alltag sucht und sich deshalb im Sommer 1989 für die Stelle eines Feuerwächters im Shoshone National Forests bewirbt. Nach einem langen Fußmarsch erreicht Henry endlich seinen neuen Arbeitsplatz, den Wachturm Two Forks und beginnt mit seiner Arbeit. Völlig abgeschnitten von der Zivilisation ist das Funkgerät unsere einzige Kontaktmöglichkeit. Kaum angekommen wird Henry auch schon von Delilah kontaktiert, seiner Vorgesetzten und Nachbarin, die ebenfalls in einem Wachturm in der Nähe arbeitet. Der erste Auftrag lässt dann auch nicht lange auf sich warten. Irgendjemand hat ein Feuerwerk gezündet und es herrscht die höchste Gefahrenstufe. Also nichts wie los!
Während wir in den ersten Minuten des Spiels noch wenig interagieren können, öffnet sich die Welt schnell immer weiter, bis wir dann schließlich mitten in dem frei begehbaren Nationalpark stehen und die Welt völlig frei erkunden können. Firewatch geht hier einen interessanten Weg und kombiniert Abschnitte in denen wir uns völlig frei bewegen und die Welt erforschen können mit Zwischensequenzen, in den wir nur wenig tun können, dafür aber die Handlung vorangetrieben wird. Dass soll aber nicht heißen, dass es in der Zwischenzeit nichts zu erzählen gibt. Im Gegenteil. Durch das Funkgerät, das wir ständig mit uns tragen, können wir jederzeit mit Delilah interagieren, wenn Henry etwas Interessantes entdeckt hat. Dadurch führen wir quasi ständig kurze Dialoge und lernen so ganz nebenbei die Arbeit als Feuerwächter, den Wald und nicht zuletzt Delilah besser kennen.
Unterteilt wird das Spiel in Tage, die als eine Art Kapitel der Geschichte fungieren. Nicht alle Tage werden gezeigt. Es verstreichen zum Teil auch längere Zeiträume die uns nicht gezeigt werden. Das führt dazu, dass sich die Beziehung von Henry und Delilah auch im Hintergrund weiterentwickelt, viel wichtiger sind aber die Abschnitte, in denen wir die Dialoge selbst führen können – zumindest dann, wenn wir wollen, denn den Großteil davon können wir auch einfach ignorieren. Das allerdings wäre ein großer Fehler, denn Henry und Delilah sind unglaublich sympathische Charaktere und führen hervorragend vertonte sehr unterhaltsame Gespräche. Diese besondere Art der Fernbeziehung bringt uns als Spieler nahe an Henry heran, der Delilah genau wie wir nur über das Funkgerät hören kann. Als einziger Kontakt ist sie die einzige Person, mit der wir sprechen können und das führt zu einer spannenden Verbindung, von der wir nie so ganz wissen wie tief sie wirklich geht. Die Gespräche mit Delilah sind ein essenzieller Teil des Spiels und sind nicht nur gut geschrieben, sondern auch ausgezeichnet vertont. Die Sprecher von Henry und Delilah verleihen den Figuren Charakter und machen die beiden damit glaubwürdig und sympathisch.
Firewatch ist ein grundsätzlich sehr ruhig erzähltes Spiel. Ganz besonders in den Abschnitten, in den wir uns frei bewegen können, kann es durchaus auch mal vorkommen, dass wir einfach mehrere Minuten lang durch den Wald spazieren. Zusammen mit den Geräuschen der Natur und dem tollen Soundtrack ergibt sich so eine ganz spezielle Stimmung. Spannend ist die Geschichte dennoch, denn wie wir schnell bemerken geht in diesem Wald irgendetwas Seltsames vor sich. Was das ist, das bleibt lange unklar. Um Licht ins Dunkel zu bringen, müssen wir immer wieder auf Spurensuche gehen. Nützliches Werkzeug wie eine Taschenlampe oder Kletterseile finden wir z. B. in Versorgungskisten und gelangen so an neue Orte. Spielerisch stellt das vor keine große Herausforderung. Henry setzt seine Ausrüstung automatisch ein, ein Tastendruck genügt. Ein wenig Orientierungssinn sollte man dagegen mitbringen. Die Welt ist sehr organisch und natürlich gestaltet und dadurch auch manchmal unübersichtlich. Oft führen mehrere Wege zum Ziel, welchen wir wählen bleibt uns überlassen. Hilfe erhalten wir durch unseren Kompass und die Karte, auf dieser Henry nach und nach immer mehr Wege und Orte hinzufügt. Im Lauf des Sommers leitet uns das Spiel nach und nach an alle wichtigen Orte. Dabei finden wir auch nach und nach weitere Ausrüstungsgegenstände, die zuvor unerreichbare Wege erschließen. Abseits des Weges gibt es dagegen nicht viel zu tun. Die Welt ist zwar durchgehend stimmig und abwechslungsreich, viel zu entdecken gibt es dabei aber nicht.
Die Grafik erinnert an den gezeichneten Stil von Life is Strange. Alle Texturen wirken, als seien sie Teil eines riesigen Gemäldes. Gerade für die Vegetation funktioniert das erstaunlich gut und besonders die dicht bewachsenen Wälder machen eine gute Figur. Aber auch andere Gebiete wie der felsige Canyon oder der Wachturm selbst sind gelungen. Vor allem die Lichtstimmung trägt viel zur Atmosphäre bei. An jedem Tag vergeht die Zeit, sodass man nicht nur an dem Stand der Sonne die Zeit ablesen kann, sondern sich auch die Lichtstimmung permanent ändert. Allgemein ist die Welt sehr lebendig. In der Entfernung ziehen Vögel ihre Kreise über den Himmel, über den Wiesen flattern die Schmetterlinge und die Bäume wiegen sich behäbig im Wand. Größere Tiere oder anderen Menschen treffen wir allerdings keine. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen aus der Egoperspektive, zeigt uns Firewatch stets den eigenen Körper. Egal ob Henry einen Felsen erklimmt oder etwas vom Boden aufhebt, alle Animationen wirken dadurch sehr natürlich. Das alles gibt uns das Gefühl wirklich in dieser Welt herumzuspazieren.
Firewatch lässt sich bequem an einem Wochenende durchspielen. Die Spielzeit ist mit ca. 5 Stunden nicht allzu lang, für die Geschichte aber genau richtig bemessen. Auch wenn die Handlung in jedem Spieldurchgang grundsätzlich gleich verläuft, ergeben sich durch die verschiedenen Antwortmöglichkeiten im Gespräch mit Delilah mehrere mögliche Dialoge. Um alles zu hören, muss man das Spiel also mehr als einmal spielen. Abseits des Story-Modus steht noch der freie Erkundungsmodus bereit. In diesem können wir, wer hätte es gedacht, die Welt frei durchstreifen und so auch bisher übersehende Stellen erkunden. Ganz besonders möchte ich hier auch noch die Firewatch Audio Tour empfehlen. Dieser spezielle Spielmodus erweitert den normalen Story-Modus um zahlreiche Hintergrundinformationen die schon fast den Umfang einer Doku erreichen. Startet man die Audio Tour finden sich überall in der Welt verteilt kleine Infostände die jeweils eine Audiokassette mit Kommentaren der Entwickler enthalten. Die Kassette wird im Hintergrund abgespielt so, dass man sich währenddessen weiter in der Welt bewegen kann. Jede Kassette enthält ein paar Minuten lange Kommentare von Entwicklern und Synchronsprechern in denen auf sehr unterhaltsame und sympathische Art Details aus der Entwicklung des Spiels berichtet wird. An einigen dieser Stationen gibt es sogar kleine Experimente bzw. Beispiele zu bewundern. Einmal können wir die Tageszeit durch Taster selbst bestimmen, an einer anderen Stelle lassen uns die Entwickler die Animationen in einem Fernsehgerät beobachten – eine geniale Idee.
Unbedingt spielen! Jeder der Spiele wie Life is Strange oder What Remains of Edith Finch mag oder einfach atmosphärische Spiele mag, wird auch Firewatch lieben.
Während wir in den ersten Minuten des Spiels noch wenig interagieren können, öffnet sich die Welt schnell immer weiter, bis wir dann schließlich mitten in dem frei begehbaren Nationalpark stehen und die Welt völlig frei erkunden können. Firewatch geht hier einen interessanten Weg und kombiniert Abschnitte in denen wir uns völlig frei bewegen und die Welt erforschen können mit Zwischensequenzen, in den wir nur wenig tun können, dafür aber die Handlung vorangetrieben wird. Dass soll aber nicht heißen, dass es in der Zwischenzeit nichts zu erzählen gibt. Im Gegenteil. Durch das Funkgerät, das wir ständig mit uns tragen, können wir jederzeit mit Delilah interagieren, wenn Henry etwas Interessantes entdeckt hat. Dadurch führen wir quasi ständig kurze Dialoge und lernen so ganz nebenbei die Arbeit als Feuerwächter, den Wald und nicht zuletzt Delilah besser kennen.
Unterteilt wird das Spiel in Tage, die als eine Art Kapitel der Geschichte fungieren. Nicht alle Tage werden gezeigt. Es verstreichen zum Teil auch längere Zeiträume die uns nicht gezeigt werden. Das führt dazu, dass sich die Beziehung von Henry und Delilah auch im Hintergrund weiterentwickelt, viel wichtiger sind aber die Abschnitte, in denen wir die Dialoge selbst führen können – zumindest dann, wenn wir wollen, denn den Großteil davon können wir auch einfach ignorieren. Das allerdings wäre ein großer Fehler, denn Henry und Delilah sind unglaublich sympathische Charaktere und führen hervorragend vertonte sehr unterhaltsame Gespräche. Diese besondere Art der Fernbeziehung bringt uns als Spieler nahe an Henry heran, der Delilah genau wie wir nur über das Funkgerät hören kann. Als einziger Kontakt ist sie die einzige Person, mit der wir sprechen können und das führt zu einer spannenden Verbindung, von der wir nie so ganz wissen wie tief sie wirklich geht. Die Gespräche mit Delilah sind ein essenzieller Teil des Spiels und sind nicht nur gut geschrieben, sondern auch ausgezeichnet vertont. Die Sprecher von Henry und Delilah verleihen den Figuren Charakter und machen die beiden damit glaubwürdig und sympathisch.
Firewatch ist ein grundsätzlich sehr ruhig erzähltes Spiel. Ganz besonders in den Abschnitten, in den wir uns frei bewegen können, kann es durchaus auch mal vorkommen, dass wir einfach mehrere Minuten lang durch den Wald spazieren. Zusammen mit den Geräuschen der Natur und dem tollen Soundtrack ergibt sich so eine ganz spezielle Stimmung. Spannend ist die Geschichte dennoch, denn wie wir schnell bemerken geht in diesem Wald irgendetwas Seltsames vor sich. Was das ist, das bleibt lange unklar. Um Licht ins Dunkel zu bringen, müssen wir immer wieder auf Spurensuche gehen. Nützliches Werkzeug wie eine Taschenlampe oder Kletterseile finden wir z. B. in Versorgungskisten und gelangen so an neue Orte. Spielerisch stellt das vor keine große Herausforderung. Henry setzt seine Ausrüstung automatisch ein, ein Tastendruck genügt. Ein wenig Orientierungssinn sollte man dagegen mitbringen. Die Welt ist sehr organisch und natürlich gestaltet und dadurch auch manchmal unübersichtlich. Oft führen mehrere Wege zum Ziel, welchen wir wählen bleibt uns überlassen. Hilfe erhalten wir durch unseren Kompass und die Karte, auf dieser Henry nach und nach immer mehr Wege und Orte hinzufügt. Im Lauf des Sommers leitet uns das Spiel nach und nach an alle wichtigen Orte. Dabei finden wir auch nach und nach weitere Ausrüstungsgegenstände, die zuvor unerreichbare Wege erschließen. Abseits des Weges gibt es dagegen nicht viel zu tun. Die Welt ist zwar durchgehend stimmig und abwechslungsreich, viel zu entdecken gibt es dabei aber nicht.
Die Grafik erinnert an den gezeichneten Stil von Life is Strange. Alle Texturen wirken, als seien sie Teil eines riesigen Gemäldes. Gerade für die Vegetation funktioniert das erstaunlich gut und besonders die dicht bewachsenen Wälder machen eine gute Figur. Aber auch andere Gebiete wie der felsige Canyon oder der Wachturm selbst sind gelungen. Vor allem die Lichtstimmung trägt viel zur Atmosphäre bei. An jedem Tag vergeht die Zeit, sodass man nicht nur an dem Stand der Sonne die Zeit ablesen kann, sondern sich auch die Lichtstimmung permanent ändert. Allgemein ist die Welt sehr lebendig. In der Entfernung ziehen Vögel ihre Kreise über den Himmel, über den Wiesen flattern die Schmetterlinge und die Bäume wiegen sich behäbig im Wand. Größere Tiere oder anderen Menschen treffen wir allerdings keine. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen aus der Egoperspektive, zeigt uns Firewatch stets den eigenen Körper. Egal ob Henry einen Felsen erklimmt oder etwas vom Boden aufhebt, alle Animationen wirken dadurch sehr natürlich. Das alles gibt uns das Gefühl wirklich in dieser Welt herumzuspazieren.
Firewatch lässt sich bequem an einem Wochenende durchspielen. Die Spielzeit ist mit ca. 5 Stunden nicht allzu lang, für die Geschichte aber genau richtig bemessen. Auch wenn die Handlung in jedem Spieldurchgang grundsätzlich gleich verläuft, ergeben sich durch die verschiedenen Antwortmöglichkeiten im Gespräch mit Delilah mehrere mögliche Dialoge. Um alles zu hören, muss man das Spiel also mehr als einmal spielen. Abseits des Story-Modus steht noch der freie Erkundungsmodus bereit. In diesem können wir, wer hätte es gedacht, die Welt frei durchstreifen und so auch bisher übersehende Stellen erkunden. Ganz besonders möchte ich hier auch noch die Firewatch Audio Tour empfehlen. Dieser spezielle Spielmodus erweitert den normalen Story-Modus um zahlreiche Hintergrundinformationen die schon fast den Umfang einer Doku erreichen. Startet man die Audio Tour finden sich überall in der Welt verteilt kleine Infostände die jeweils eine Audiokassette mit Kommentaren der Entwickler enthalten. Die Kassette wird im Hintergrund abgespielt so, dass man sich währenddessen weiter in der Welt bewegen kann. Jede Kassette enthält ein paar Minuten lange Kommentare von Entwicklern und Synchronsprechern in denen auf sehr unterhaltsame und sympathische Art Details aus der Entwicklung des Spiels berichtet wird. An einigen dieser Stationen gibt es sogar kleine Experimente bzw. Beispiele zu bewundern. Einmal können wir die Tageszeit durch Taster selbst bestimmen, an einer anderen Stelle lassen uns die Entwickler die Animationen in einem Fernsehgerät beobachten – eine geniale Idee.
Mein Fazit
Unbedingt spielen! Jeder der Spiele wie Life is Strange oder What Remains of Edith Finch mag oder einfach atmosphärische Spiele mag, wird auch Firewatch lieben.