Life is Strange 2: Episode 2

Veröffentlicht am 24.02.2019 von Stephan in Life is Strange
Dieser Beitrag enthält Details zur Handlung von Life is Strange 2: Episode 1


Was bisher geschah


Nachdem durch eine Abfolge tragischer Missverständnisse der Vater der beiden Brüder Sean und Daniel und ein Polizeibeamter ums Leben kommen befinden sich die beiden auf der Flucht. Ihr Ziel: Puerto Lobos, Mexiko, die Heimat ihres Vaters Esteban. Nach mehrtägigem Fußmarsch entlang der Straße treffen die Jungen auf eine Tankstelle, in der sie ihre Vorräte auffüllen können. Unglücklicherweise erkennt sie der Inhaber, überwältigt Sean und verständigt die Polizei. Daniel kann seinen Bruder befreien und mithilfe von Brody, einem Reisenden, den sie kurz zuvor getroffen haben, gelingt die Flucht. Brody entpuppt sich als echter Freund und bringt Sean und Daniel nicht nur ihrem Ziel näher, sondern sorgt auch für eine Unterkunft. Im Motel angekommen erfährt Daniel durch das Fernsehen vom Tod des Vaters, eine Tatsache die ihm Sean im bis zu diesem Punkt verschwiegen hat. Außer sich vor Wut und Trauer entfesselt Daniel einmal mehr seine Kräfte, kann aber schließlich von seinem Bruder beruhigt werden.

Ein neues Kapitel beginnt


Diese Episode startet einige Wochen nach dem Ende von Episode 1. Sean und Daniel haben eine tief im Wald verborgene verlassene Hütte gefunden und diese vorerst in Beschlag genommen. Nachdem den beiden nun klar ist, dass Daniel telekinetische Kräfte besitzt, beginnen die Brüder diese Fähigkeit weiterzuerforschen und zu trainieren. Als Daniel krank wird und sich sein Zustand aus Mangel an Nahrung und Medizin nicht verbessern will beschließt Sean das Risiko einzugehen und den Wald zu verlassen. Die brechen auf in Richtung der Stadt Beaverton, den Ort an dem ihre Großeltern leben.

Nachdem es in der ersten Episode vorrangig um das direkte überleben gegangen war, z. B. Nahrung finden, geht es jetzt, da den beiden klar ist, welche Kräfte Daniel besitzt, darum diese Kräfte zu besser zu beherrschen. Immer wieder können wir entscheiden ob Daniel seine Kräfte einsetzen oder besser verbergen soll, der hat allerdings seinen eigenen Kopf und so entstehen immer wieder Situationen die sich unserer Kontrolle entziehen. Natürlich spielen auch die Entscheidungen wieder eine wichtige Rolle. Unsere Wahl wirkt sich mal direkt, mal langfristig aus. Daniel wird z. B. immer wieder fluchen, wenn Sean ihn nicht davon abhält. Ein anderes Beispiel: Wenn Sean zuvor Daniel Streiche gespielt oder ihn nicht unterstützt hat, ist Daniel entsprechend negativer eingestellt und vertraut ihm weniger.

Entscheidungen fühlen sich oft unbedeutend an, die Auswirkungen sind es nicht immer. Sicher, viele der kleineren Entscheidungen die wir treffen haben nur marginale Auswirkungen. Da verläuft ein Dialog in eine andere Richtung und das war es dann auch. Aber auch wenn die grundsätzliche Handlung sich nicht verändert, bekommt die Geschichte doch durch jede Wahl eine andere Note und es würde mich weder überraschen noch wäre es untypisch für die Serie, wenn auch einige vermeintlich unwichtige Dinge später noch schwerwiegende Konsequenzen haben werden.

Der goldene Käfig


Die ersten Berichte über das Spiel haben bei mir den Eindruck erweckt, dass das Spiel, im Vergleich zum Vorgänger, weitläufigere Areale und einen allgemein freieren Spielfluss bieten würde. Dieser Eindruck hat sich bisher nicht bestätigt. Wie in Staffel 1 fallen die begehbaren Bereiche sehr klein aus. Das geht soweit, dass man teilweise keine zwei Meter gehen kann, bevor Sean umdreht und nicht mehr weitergehen möchte. Das ist einerseits verständlich, denn mit diesem unglaublichen Detailgrad den Entwickler Dontnod auch dieses Mal wieder in den Aufbau der Gebiete gesteckt hat lässt sich nun mal nur unter enormem Aufwand eine riesige Welt bauen. Ein bisschen weitläufiger hätten die Gebiete aber dann doch sein können. Indem das Spiel seine Grenzen so deutlich aufzeigt, wird man leider viel zu oft daran erinnert, dass es sich hier doch nur um eine virtuelle Welt handelt.

Aber bleiben wir bei den Details. Wie inzwischen schon gewohnt strotzt das Spiel vor Details. Die Anzahl der untersuchbaren bzw. lesbaren Objekte scheint mir diesmal etwas geringer und auch die Spielmechanik jedoch bleibt etwas hinter den Erwartungen zurück. Wozu haben wir unser Rucksack Inventar, wenn wir es während der gesamten Episode quasi nicht benutzen dürfen? Das Gleiche gilt für das Geld. War dies in der vorherigen Episode noch sehr wichtig, musste man doch entscheiden, ob man seine knappe Barschaft für Essen oder Spielzeug investiert oder das gewünschte einfach klaut, ist es jetzt nur an einer Stelle überhaupt relevant. Generell haben wir recht wenig zu tun. Richtige Aufgaben oder gar Rätsel gibt es kaum. Das ähnelt dann zuweilen frappierend einem Walking Simulator. Hier hoffe ich doch stark darauf, dass wir in dieser Hinsicht in den nächsten Episoden mehr Handlungsmöglichkeiten bekommen.

Spirit Squad


In Captain Spirit wurde es bereits angekündigt und als man nach dem Ende der vorherigen Episode Sean und Daniel in einer verschneiten Landschaft Steine schweben lassen sah, war klar: Chris wird in dieser Episode auftauchen. Sean und Daniel, treffen auf Chris als der am Ende von Captain Spirit nach einem Streit mit seinem Vater auf sein Baumhaus klettern will, dabei abstützt und von Daniel mithilfe seiner Kraft aufgefangen wird. Dieses Mal erleben wir die Szene aus der Sicht von Sean. Und dies ist nicht das letzte Mal das wir Chris und seinen Vater Charles begegnen. Die beiden spielen im Großteil der Episode eine wichtige Rolle. Wirklich weitergeführt wird die Handlung um Charles Alkoholproblem und der gemeinsamen Trauer um Chris Mutter aber nicht. Das ist einerseits etwas schade, ich hatte mir mehr erhofft, hält uns aber auch die Möglichkeit offen, dass wir die beiden in einer kommenden Episode wiedersehen.

Allgemein kann man sagen: Es gibt kaum Überraschungen. Das meiste ist vorhersehbar bzw. bereits durch Trailer und die Ereignisse in Captain Spirit bekannt. Man merkt der Episode an, dass sie versucht die Handlung zu erweitern, indem sie neue Personen einführt und damit neue Möglichkeiten schafft und da dies erst der zweite von fünf Teilen ist, wird hier keiner der Handlungsstränge abgeschlossen. Die Episode fühlt sich dadurch etwas offen und unvollendet an, genau das wird aber die Absicht gewesen sein, denn schließlich erwarten uns noch drei weitere Teile in denen die Geschichte abgeschlossen werden kann.

Mit Startschwierigkeiten


Direkt zu Release gab es vereinzelte technische Probleme, die inzwischen aber durch ein Patch behoben wurden. Diese Fehler sind zwar nicht gravierend, trotzdem habe den Eindruck oder vielmehr die Befürchtung, dass trotz 4-monatiger Wartezeit nicht genug Zeit war. Das ist aus zwei Gründen schade, einerseits kann das bedeuten, dass auch die weiteren Episoden erst mit mehreren Monaten Abstand erscheinen werden, andererseits birgt es die Gefahr, dass das Spiel nicht mit der Qualität, die es verdient hat, erscheinen wird. Auf die Optik hat das glücklicherweise keinen negativen Einfluss. Das die Schneelandschaft gut aussehen würde konnten wir uns bereits seit Captain Spirit denken und somit ist es keine Überraschungen, dass genau dies der Fall ist. Von der tollen Lichtstimmung bis zu den Spuren im Schnee fügt sich hier alles ineinander. Auch die Synchronsprecher machen einen gewohnt guten Job und die perfekte Auswahl der Musik muss ich wohl nicht extra erwähnen.

Auf Achse


An dem Konzept des Roadtrips, mit ständig wechselnden Orten und Personen hatte ich zu Beginn noch meine Zweifel. Werden die Orte noch ebenso gut und detailliert gestaltet sein wie in Staffel 1 in der viele Orte mehrfach verwendet wurden und dementsprechend aufwendig ausgestaltet waren? Wird man sich dort genauso Zuhause fühlen und kann man zu den Charakteren in dieser kurzen zeit überhaupt eine Beziehung aufbauen? Zumindest teilweise wurden meine Bedenken zerstreut. Jeder der Level ist perfekt gestaltet und fühlt sich einfach „echt“ an. Die Charaktere werden gut eingeführt und selbst wenn sie nur wenige Wörter mit uns wechseln, haben wir danach ein gutes Gefühl dafür, was dies für eine Person ist. Es muss sich aber noch zeigen, ob sich das auch weiterhin so trägt, denn eine Charaktertiefe einer Person aus Life is Strange 1, die uns über fünf Episoden begleitet, lässt sich so nur schwer aufbauen. Mag sein, dass wir manche Charaktere später wieder treffen, dann wäre dieser Punkt gelöst.

Mein Fazit


Episode 2 führt die Geschichte nahtlos weiter und hat mir wieder sehr viel Spaß gemacht. Die Handlung war weniger spannend als im Vorgänger, da zumindest für mich, nahezu alle Ereignisse vorhersehbar waren, hat mich aber gut unterhalten. Besonders gut hat mir gefallen, dass wir mehr über die Familie Diaz erfahren, hier bin ich gespannt, ob dies weiter ausgebaut wird.