Remember Me

Veröffentlicht am 22.06.2019 von Stephan in Reviews
Neo-Paris im Jahr 2084: Mithilfe der Sensen Technologie der Memorize Corporation lassen sich Erinnerungen nicht nur teilen, sondern auch verändern und gar löschen. Die allgegenwärtige Vernetzung von Erinnerungen und Gedanken ermöglicht eine nahezu perfekte Überwachung und macht das Unternehmen zur mächtigsten Institution in Neo-Paris mit annähernd unbegrenzten Möglichkeiten. Firmeneigene S.A.B.R.E. Einheiten haben viele Aufgaben der Polizei übernommen, sorgen in der Stadt für Ordnung und ziehen Aufwiegler schnell aus dem Verkehr. Eine kleine Gruppe von Rebellen, die sogenannten Erroristen, versucht den Konzern zu Fall zu bringen, bislang jedoch ohne großen Erfolg.

Wir schlüpfen in die Rolle von Nilin der in Gefängnis-Festung Bastille bereits ein Großteil ihrer Erinnerung genommen wurde und die sich an kaum mehr als ihren Namen erinnern kann. Kurz vor der finalen Gedächtnislöschung gelingt Nilin durch die Hilfe von Edge, dem Anführer der Erroristen, die Flucht. Der geheimnisvolle Edge, der nur über Funksprüche mit uns kommuniziert, bietet Nilin seine Hilfe bei der Wiedererlangung ihrer Erinnerungen an, verlangt jedoch im Gegenzug ihre Hilfe im Kampf gegen Memorize. Wie wir schnell erfahren war Nilin eine Gedächtnisjägerin mit der seltenen Fähigkeit Erinnerungen nicht nur zu stehlen, sondern auch zu verändern. Diese Fähigkeit soll sie nun dazu einsetzen, Memorize die Kontrolle über die Menschen zu entreißen.

Edge hilft uns, aber wer ist er wirklich?


Klettern, Prügeln & Rätseln


Im Kampf gegen Memorize bekommt es Nilin mit einer großen Anzahl verschiedener Widersachern zu tun. Unmittelbar nachdem wir auf der Flucht aus der Festung die Kanalisation betreten haben stoßen wir auf Leaper, Menschen, die durch den übermäßigen Gebrauch von Sensen wahnsinnig geworden sind und sich auch körperlich zu unheimlichen Kreaturen entwickelt haben. In den von Memorize kontrollierten Stadtgebieten treffen wir dagegen vorrangig auf Sicherheitskräfte, Drohnen und sogar Kampfroboter. Und dann gibt es natürlich noch die Zwischen- und Endgegner die alle individuelle Fähigkeiten haben und eine spezielle Taktik erfordern. Nilin kann Widersacher im Nahkampf angreifen und diverse Schläge und Tritte zu Kombos aneinanderreihen. Diese Kombos können wir selbst erstellen, wobei wir die Wahl zwischen verschiedenen Angriffen haben die entweder unseren Angriff verstärken, die Gesundheit regenerieren oder den Fokus füllen. Zusätzlich erhalten wir mit dem Spammer eine Fernkampfwaffe, mit dem wir vor allem Roboter schnell in ihre Einzelteile zerlegen. Durch Fokusenergie, die sich von alleine während der Kämpfe auflädt, kann Nilin besondere Fähigkeiten aktivieren, wie z. B. eine Art Berserker Modus mit erhöhter Angriffsgeschwindigkeit oder das Sensen-DOS, dass Gegner eine kurze zeit lang betäubt.

Kämpfe gegen mehrere Gegner werden auch mal unübersichtlich.


Abseits der Kämpfe erforschen wir die Umgebung um einen Weg zum Ziel, zu finden. Dafür müssen wir immer wieder an Wänden emporklettern, über Abgründe springen und uns an Rohren und Leitungen entlang hangeln. Praktischerweise zeigt uns unser Sensen-Implantat durch Pfeile immer alle Stellen an, an denen wir uns festhalten können, so ist das Klettern zumeist keine große Herausforderung. Etwas schwieriger wird es immer dann, wenn wir unsere Sprünge zusätzlich auch zeitlich abstimmen müssen, z. B. wenn wir uns an einer Werbeleinwand entlanghangeln die sich alle paar Sekunden bewegt. Wer die Umgebung genau untersucht wird belohnt: Überall sind Sammelgegenstände versteckt, die uns mehr Lebenspunkte, Fokus oder Hintergrundinformationen über Gegner, Technologien oder die Geschichte von Neo-Paris bescheren. Auch zahlreiche Rätselelemente sind vorhanden, aber abseits von den typischen Aufhaben wie dem Öffnen von Schlössern und dem Umleiten von Plattformen sticht besonders die Manipulation der Erinnerung hervor. Hier muss Nilin das Gedächtnis von anderen so manipulieren, dass ein bestimmtes Ereignis in deren Erinnerung anders verläuft, um das Verhalten dieser Person nachhaltig zu verändern. So müssen wir z. B. dafür sorgen, dass eine Person ums Leben kommt, sodass die Zielperson Schuldgefühle entwickelt. Das ganze erinnert sehr an die Zeitmanipulation aus Life is Strange und ist eine kreative Alternative zu den Kämpfen.

Mithilfe des Spammers lösen wir Rätsel


Cyberpunk 2084


Neo-Paris ist sehr abwechslungsreich gestaltet und bietet zahlreiche optisch gelungene Areale. Der Kontrast zwischen der heruntergekommenen, verdreckten Kanalisation und den luxuriösen Apartments in den gigantischen Hochhäusern aus Glas und Stahl könnte nicht größer sein. Am beeindruckendsten für mich war dabei das Panorama der Stadt, das wir immer wieder aus Fenstern oder von den Dächern der Häuser bewundern können, und das mit seinen hohen Häusern und den Neonschildern stark an Filme wie Blade Runner erinnert. Aber auch im Detail kann die Grafik überzeugen. Der Detailgrad der Räume ist hoch und sowohl die Lichtstimmung als auch die Schatteneffekte gefallen mir gut. Untermalt wird das ganze durch die elektronischen Klänge des sehr gelungen Soundtracks.

Der Art Style weckt Erinnerungen an Blade Runner.


Edge ist der rote Faden der Handlung, denn durch ihn bekommen wir nicht nur immer wieder neue Hintergrundinformationen zu der Welt und zu Nilin selbst, er gibt uns auch Aufgaben und Ziele. Dadurch, dass wir ständig mit ihm über Funk kommunizieren und ergänzt durch Zwischensequenzen bleibt die Handlung so ständig präsent und spannend. Die Charaktere sind interessant geschrieben, können aber in der Tiefe nicht mit Spielen wie z. B. Life is Strange mithalten. Das liegt unter anderem auch daran, dass wir über lange Abschnitte alleine unterwegs sind und den anderen Personen nur in Zwischensequenzen begegnen, wodurch einfach die Zeit fehlt, sie kennenzulernen.

Mein Fazit


Remember Me ist ein grafisch beeindruckendes Spiel mit spaßiger Mechanik und guter Handlung. Kämpfe und Kletterpassagen machen Spaß, sind aber auch etwas hakelig. Die Kamera macht des Öfteren, was sie will und Kämpfe laufen immer nach dem gleichen Schema ab: Man betritt eine große freie Fläche und weiß, jetzt erscheinen gleich mehrere Wellen an Gegnern die besiegt werden wollen, bevor es weitergeht. Die Geschichte beinhaltet einige überraschende Wendungen und man will ebenso, wie Nilin erfahren, wer hinter dem mysteriösen Edge steckt und welche Erinnerungen uns genommen wurden. Optisch gibt es nichts zu mäkeln, denn das Spiel sieht auch heute, 6 Jahre nach der Veröffentlichung noch toll aus, klingt toll und versprüht die dystopische Stimmung eines Cyberpunk oder Blade Runner. Mir hat Remember Me im Großen und Ganzen gut gefallen und auch wenn es aktuell nicht danach aussieht, würde es mich freuen, wenn wir irgendwann einen zweiten Teil spielen dürfen.

Remember Me wurde von Dontnod Entertainment entwickelt und 2013 veröffentlicht. Das Spiel ist für PC, PS3 und XBOX 360 erhältlich. Die Spielzeit beträgt ca. 10h.