Life is Strange 2: Episode 3
Dieser Beitrag enthält Details zur Handlung der Episoden 1 & 2
Was bisher geschah
Nach der überhasteten Flucht aus Seattle finden Sean und Daniel in einer tief in den Wäldern Oregons verborgenen verlassenen Hütte vorerst Zuflucht. Sean beginnt nun Daniel im Umgang seiner Kräfte zu trainieren. Als dieser aber erkrankt und sich sein Zustand einfach nicht bessern will, beschließt Sean in das nahe gelegene Beaverton aufzubrechen, den Wohnort ihrer Großeltern. Claire und Stephen nehmen die Brüder bereitwillig auf und Daniel erholt sich schnell. Kurz darauf lernen die beiden dann auch Chris aus Captain Spirit kennen, der direkt nebenan lebt. Doch ihr Glück hat ein Ende, als die beiden auf einem Weihnachtsmarkt erkannt werden und kurz darauf die Polizei vorfährt. In letzter Minute schaffen sie es das Haus zu verlassen und befinden sie sich nun einmal mehr auf der Flucht.
Charakterstark
Nach einer soliden aber insgesamt eher unspektakulären zweiten Episode kommt Entwickler Dontnod im neuesten Teil wieder richtig in Fahrt und liefert eine der besten Episoden bislang ab. Großen Anteil daran haben die neuen Charaktere. Sean und Daniel sind inzwischen in einem Lager von Wanderarbeitern untergekommen zu denen auch Cassidy und Finn gehören, denen die beiden Brüder bereits in Episode 2 begegnet sind. Nach einer anstrengenden Reise können sie nun unter neuen Freunden neue Kraft schöpfen. Jeder der Vagabunden hat seine eigene, zumeist tragische, Vergangenheit, wie wir nach und nach durch Gespräche erfahren. Besonders Cassidy und Finn haben großen Anteil an der Handlung und reihen sich nahtlos in die Reihe der Charaktere ein, an die man sich auch nach dem Ende noch erinnern wird.
Konflikte und Kräfte
Nachdem sich Sean und Daniel in der vorherigen Episode je nach Spielweise mehr oder weniger angenähert haben, driften sie nun allmählich wieder auseinander. Sean, der nun nach langer Zeit wieder mit gleichaltrigen zusammen ist, verbringt weniger Zeit mit Daniel was dieser nur schlecht verkraftet. Dieser Konflikt ist, wie wir wissen, nicht neu. Bereits in Seattle war die Beziehung der Brüder schwierig – wie schwierig, das wird in dieser Episode deutlich. Daniel ist unzufrieden oft gereizt und wird immer unberechenbarer. Er möchte nach seiner verschwundenen Mutter suchen, während Sean an seinem Plan festhält, nach Mexiko zu gelangen. Gleichzeitig scheint er nun immer besser mit seiner Kraft umgehen zu können. Sean muss sich entscheiden: Verbringt er mehr Zeit mit seinen neuen Freunden oder mit Daniel, ermutigt er Daniel seine Kräfte einzusetzen oder verbietet er es? Die fast unmögliche Aufgabe einerseits Daniel selbst, aber auch andere und sich selbst zu schützen, bringt Sean immer wieder an seine Grenzen und bestimmt den Großteil dieser Episode.
Ein Lager im Wald
Optischer Höhepunkt ist auf jeden Fall das mitten im Wald gelegene Lager der Gruppe. Umringt von majestätischen Mammutbäumen wirken die Zelte fast verloren. Im dichten Unterholz kann man Waschbären beobachten, die sich an die Essensreste anschleichen, durch die dicht stehenden Bäume fallen die letzten Sonnenstrahlen des Tages, währen in der Lagermitte bereits das Lagerfeuer brennt. Kurz gesagt, die Atmosphäre ist toll. Andere Gebiete sind allerdings Mangelware, den Großteil der Episode verbringen wir in dem Lager und auch zu entdecken gibt es diesmal eher wenig. Wir sind vollständig von der Welt abgeschottet. Es gibt kein Internet, kein Telefon oder eine Zeitung und selbst andere Menschen treffen wir keine. Wir wissen deshalb nicht, was im Rest der Welt vorgeht. Werden die Brüder noch immer von der Polizei gesucht? Wie geht es Lyla, Chris und den Reynolds? Der Stimmung hilft das tatsächlich, leider fällt dadurch aber das Erforschen der Umgebung größtenteils weg.
Unsere Entscheidung?
Obwohl gerade Spiele wie Life is Strange für ihre Entscheidungen bekannt sind, sind in dieser Episode nur wenige davon enthalten. Sicher, es gibt diverse Stellen im Spiel, an denen wir uns entscheiden können, bis auf das Ende habe ich aber nicht das Gefühl das sich dadurch wirklich viel verändert. Ich muss damit meine Kritik aus dem Review von Episode 2 wiederholen und feststellen: Im Großen und Ganzen spielen wir eine fest abgesteckte Geschichte, in der wir lediglich Details ändern können. Besonders bewusst wurde mir das im Finale, als jede Entscheidung irgendwie zum gleichen Ergebnis führte. Beim ersten Durchlauf fällt das nicht auf, wenn man aber auch andere Optionen testet, fällt auf wie wenig Kontrolle wir tatsächlich haben. Einige Wendungen der Handlung wirken leider sehr konstruiert.
Mein Fazit
Die Handlung und die Charaktere sind eindeutig die Stärke dieser Episode. Ebenfalls auf gewohnt hohem Niveau sind Optik, Soundtrack und Synchronisation. Weniger gut gefallen hat mir dagegen die nochmals weiter reduzierte Spielmechanik die inzwischen nahezu ausschließlich aus Dialogen besteht. Sowohl die kleinen Rätsel aus der ersten Staffel als auch die Rollenspielelemente wie das Inventar im Rucksack spielen noch eine Rolle. Da würde ich mir wünschen, dass man in den kommenden Episoden wieder mehr mit der Welt interagieren können wird. Die Episode beginnt gemächlich und endet mit einem Knall und einem krassen Cliffhanger, der zumindest mich kalt erwischt hat. Das ist das Life is Strange das mich in der ersten Staffel so begeistert hat! Das erste Mal in der zweiten Staffel bin ich nicht nur unglaublich gespannt, wie es weitergeht, sondern habe auch keine Ahnung wie es nach diesem Finale weitergeht.
Life is Strange 2: Episode 3 – Wastelands ist seit dem 09.05.2019 bei Steam, Xbox One und Playstation 4 erhältlich.